Susanne Poth (links) und Gitta Lamm mit der siebenjährigen Stute Safyaa im Stall des Hohwieshofs
Das Gut Hohwieshof zwischen Inneringen und Bingen hat seit fünf Jahren zwei neue Besitzerinnen: Susanne Poth und Gitta Lamm haben sich dort mit Event-Gastronomie und Pferdezucht ihren Traum vom Leben verwirklicht. Der Aussiedlerhof mit 20 Hektar Land bietet arabischen Vollblutpferden eine Heimat. Gerade haben Poth und Lamm fünf Pferde samt edlem Stammbaum verkauft.
Quelle: www.schwäbische.de
Susanne Poth und Gitta Lamm haben lange nach einem Ort für ihren Traum gesucht. Und so steht heute auf dem Prospekt für „Classic Egyptian Arabians“ als Adresse „D-72513 Hettingen, Gut Hohwies 1“. Die Pferde waren der Grund dafür, dass sich die beiden auf die Suche nach einem geeigneten Gehöft machten. Die Eltern von Poth führten knapp 50 Jahre eine renommierte Pferdezucht in Südfrankreich. Es war klar, dass die Tochter diese weiterführen wollte, aber in Heimatnähe. Im Internet ist sie dann schließlich fündig geworden und rief ihre Freundin Gitta Lamm an.
Die zwei Frauen kaufen den Hof im März 2010
Die beiden trafen sich vor fünf Jahren auf dem Hohwieshof mit dem Verkäufer und waren sich sofort einig: „Der Hof hat auf uns gewartet.“ Geholfen hat zudem der Rat von Lamms Vater: „Steck mein Erbe eines Tages in Grund und Boden.“ Doch zunächst hieß es drei Monate warten, weil Landwirte ein Vorkaufsrecht für den Hof hatten und Einspruch erheben konnten. Endlich kam im März 2010 die Zusage des Landwirtschaftsamtes. Für den Hof sprach auch, dass der Vorbesitzer ihn in den 1980er-Jahren renoviert und unter anderem mit Solartechnik autark gemacht hatte.
Von Anfang an unterstützte die Gemeinde Hettingen die beiden Frauen – das gute nachbarschaftliche Verhältnis und der Kontakt zu den hiesigen Bauern taten ein Übriges. Die beiden Frauen aus dem Stuttgarter Raum singen heute ein Loblied auf die Älbler: „Wir sind ganz herzlich aufgenommen worden, wie ein neues Glied in der Kette. Manche sind aus Neugierde gekommen und dann aus Hilfsbereitschaft geblieben.“ Ein Jugendtraum von Poth war es zudem, eines Tages ein Restaurant zu führen: Kochen gehört zu ihren Leidenschaften. Die ausgebildete Landwirtschaftsgehilfin und gelernte Goldschmiedin ist vielfach talentiert. Dass auch die chemisch-technische Assistentin Gitta Lamm Talent zum Service und im Umgang mit Pferden hat, hätte sie sich allerdings nicht träumen lassen: „Dann habe ich mich in das Pferd Suleima verliebt.“ Als die beiden anfingen, wussten sie noch nicht, dass sie eines Tages Oldtimer restaurieren, „Classic Cars“ anbieten oder ein Restaurant führen würden.
Mit der Event-Gastronomie stießen sie jedoch schnell auf großes Interesse, sodass vor allem dieser Zweig zum Erhalt des Hofes dient. Drei Räume haben sie zum Feiern und als Restaurant ausgebaut. Freitags und samstags ist das Restaurant für alle Gäste geöffnet. Die „Selfmade-Frauen“ kauften bei Bedarf „Man-Power“ dazu und suchten im Internet nach günstigeren Varianten. Ihren Erfolg erklären sie sich auch mit der Lage und Ausstattung ihres Hofs: „Die Leute wollen Entschleunigen und bekommen von uns eine Auszeit, die Gäste tauchen in eine andere Welt ein.“ Das eine ergab das andere. Wenn sich die Hochzeitsgesellschaft im Rolls-Royce chauffieren lassen möchte, ist es gut, wenn dieser gleich im Hof steht. Über den Winter wollen sie zudem einen Flugschein machen: „Unser Kapital und gleichzeitig unser Mangel ist die Zeit und der Flugplatz in Mengen ist ideal.“
Fünf Pferde im Dezember verkauft
Im Dezember konnten sie fünf Pferde verkaufen. Selbst die Königsfamilie in Kuwait zählt zu den Kunden. Mit zwölf Pferden geht die Aufzucht weiter, das nächste Fohlen wird für den März erwartet. Die Eltern Poth setzten von Anfang an auf eine ganz reine Zucht mit einem Abstammungsnachweis bis in die Zeit um 1600. Während andere Züchter auf optische Merkmale, die gerade in Mode waren, achteten, war den Poths die einwandfreie Zuchtlinie wichtig. Deshalb haben sie heute aus den Ursprungsländern der Araberpferde wieder viele Kunden. Susanne Poth ist mit Araber-Pferden aufgewachsen und hat zudem fünf Jahre lang in Hamburg Pferde für Zuchtschauen ausgebildet. Doch die Zucht soll bald einen weiteren Zweig erhalten: „Wir machen eine Reha für Pferde auf, es besteht Bedarf für eine Nachsorge nach Operationen oder Verletzungen.“
Ein neuer Stall mit sieben Boxen und allem Komfort steht schon bereit. Die beiden sind sich einig: „Wir haben das Paradies hier.“
Mehr Informationen unter www.gut-hohwieshof.de