Johanna Maier erinnert sich an das Kriegsende vor 70 Jahren
Quelle: Schwäbische Zeitung
Bereits Ende April 1945 rollten die französischen Panzer von Gammertingen her kommend auf Inneringen zu, erzählt Johanna Maier, die damals 19 Jahre alt war. Bis zur endgültigen Kapitulation Deutschlands am 8.Mai haben manche immer noch nicht kapiert, dass es vorbei sei. „Ich aber war heilfroh, dass der Krieg endlich vorbei war“, sagt die hellwache und am Weltgeschehen interessierte betagte Dame.
Ihre ganz persönliche Erinnerung an das Kriegsende begann bei ihr zu Hause, als französische Soldaten ins Haus kamen und ein Kalb aus dem Stall mitnehmen wollten. Sie und ihre zwei Schwester hätten jedoch die Herausgabe verweigert, da ihr Vater nicht zu Hause war. Tatsächlich seien die Soldaten ohne das Kalb abgezogen. Als ihr Vater heim gekommen sei, habe er ganz erschrocken gemeint, dass man da kein Theater machen dürfe und das Kalb natürlich hergeben müsse. Tags darauf wurde dann auch ein Kalb von den Soldaten abgeholt. Sie beschreibt die französischen Soldaten, die in ihrem Elternhaus eine Kommandantur eingerichtet hätten, als freundliche und anständige Menschen. Obwohl ihr die Marokkaner mit ihrer pechschwarzen Hautfarbe schon etwas Angst eingeflößt hätten. „Natürlich weiß ich, dass es vielerorts anders war. Ich kann den Soldaten nichts schlechtes nachsagen“, sagt Johanna Maier. Dass ihr Vater als bekennender Nazi Gegner galt sprach sich zu den Soldaten herum, daher wurde er als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt und zwei Jahre später offiziell von den Inneringer Bürgern gewählt. Die Kriegsjahre prägten Johanna Maier sehr. Sei sie am Anfang natürlich wie alle anderen mit geschwommen, habe sie sich doch bald gefragt, wohin das alles wohl führen solle. „Was liegt an einem Menschenleben, solange Deutschland lebt“, mit dieser Parole wurde die Botschaft vom Tod ihres einzigen Bruders, der 1942 gefallen ist, überbracht. „Es gab im Dorf Familien, da fielen mehrere Brüder im Krieg, und jede Todesnachricht wurde mit dieser Aussage überbracht. Das ist doch unfassbar“, noch heute schüttelt Johanna Maier heftig den Kopf ob dieser Unverforenheit. Sie selber erlebte den Luftgroßangriff auf Freiburg im November 1944, da sie sich zu der Zeit dort in der Ausbildung zur Kindergärtnerin befand. Wie durch ein Wunder blieb sie unverletzt und musste die Trümmer, die Verletzten und die Zerstörung mit ansehen. „So etwas schlimmes vergisst man nicht“, ganz still fügt sie die Bemerkung an. Zum Abschluss des beeindruckenden Gespräches weist Johanna Maier auf ein Zitat hin, welches sie für sich und für die Allgemeinheit als essentiell betrachtet: „Des Menschen Aufgabe ist es, glücklich zu sein.“
Auch der Südwestrundfunk hat über das Kriegsende auf der Alb berichtet. In diesem Manuskript kommt ebenfalls Johanna Maier zu Wort, außerdem ihr Sohn Ewald Maier. |