Der Inneringer Steinmetz Ott macht bei der Suche nach einem Lehrling alles richtig, doch der Erfolg bleibt aus.
Das Handwerk hat goldenen Boden, sagt man. Aber Lehrstellen für Handwerker bleiben immer öfter unbesetzt. Auch der Familienbetrieb „Jürgen Ott Natursteine“ in Inneringen ist auf der Suche nach einem Lehrling. Doch trotz zweijähriger intensiver Suche, hat sich bislang noch niemand gefunden.
Sohn Julian Ott ist in die Fußstapfen des Vaters getreten. Seit 2015 ist der 24-Jährige ebenfalls Meister und kann sich nichts Besseres als diesen Beruf vorstellen: „Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und man ist viel draußen in der Natur.“ Und er fügt hinzu: „Ich könnte nie in einer Halle arbeiten.“
Die eigentliche Konkurrenz für die Handwerksbetriebe auf dem Land und in den Städten sind die größeren Industriebetriebe. Nicht nur Steinmetze, sondern auch das Elektrohandwerk oder das Sanitätsgewerbe können Ausbildungsplätze nicht besetzen. Oder sie finden keine ausgebildeten Gesellen. Karl Griener von der Kreishandwerkerschaft Sigmaringen sorgt sich um den Fachkräftemangel im Landkreis: „Im letzten Jahr waren es im Elektrohandwerk nur vier Abgänger und bei den SHK-Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik nur zwölf, das ist viel zu wenig.“ Der Versorgungsbedarf sei nicht gedeckt. Er appelliert an die Betriebe, selbst vor Ort aktiv zu werden und offen zu kommunizieren. Jürgen Ott stellt er diesbezüglich das bestmögliche Zeugnis aus: „Er ist das Paradebeispiel, wie man es machen muss.“
Wenn man auf die Internetseite (www.ott-natursteine.de) des Zwei-Mann-Betriebes klickt, öffnet sich sofort ein Fenster mit der Suche nach einem Lehrling. Die beiden Steinmetzmeister gehen zudem zu den verschiedenen Ausbildungsbörsen, wie der Job-Challenge der Gammertinger Laucherttalschule. Dort informierten die beiden Steinmetzmeister über ihren Beruf, fanden aber keinen Lehrling.
Auf der Meisterschule wurden die angehenden Handwerksmeister ebenfalls aufgefordert, selbst auszubilden, weil der Arbeitsmarkt quasi leergefegt sei. Jürgen Ott ergänzt: „Ein Problem ist natürlich auch, dass man ein Auto braucht, weil man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu uns kommt.“ Ein Gammertinger Schüler hat sich zu einem Probepraktikum gemeldet und wäre auch geeignet, ein Ausbildungsvertrag konnte bisher jedoch nicht unterschrieben werden. Jungmeister Julian Ott würde gerne ausbilden. Die Konditionen seien nicht schlecht. Drei Mal im Jahr gehen die Lehrlinge aus dem Kreis für einen Monat nach Freiburg in die Berufsschule: „Dort wird auch viel für die Allgemeinbildung getan.“ Es mache Spaß, mit Gleichgesinnten zusammen zu sein. Im ersten Lehrjahr bekommen die Lehrlinge rund 480 Euro, dann 580, dann 700 und verdienen ungefähr 1800 Euro im Monat, wenn sie fertig sind.
Jürgen Ott würde beim derzeitigen Stand den Ausgebildeten gerne im Anschluss weiter beschäftigen. Arbeit gäbe es genügend. Rund 80 Prozent der Arbeit bei Natursteine Ott fallen auf Arbeiten rund um Grabmale, 20 Prozent fallen für Arbeiten am Bau, wie Steintreppen, Arbeitsplatten, Brunnengestaltung oder Restauration an. Die beiden Handwerker, die ihren Beruf lieben, sind sich einig: „Wir suchen so lange, bis wir jemanden finden.“