Was aus einem Gebäude entstehen kann, das eigentlich dem Abriss geweiht ist, wenn sich jemand vehement für dessen Erhalt und Weiternutzung einsetzt, ist mit dem Museum Gewandhaus in Inneringen zu sehen.
Quelle: Schwäbische Zeitung
Der Schulterschluss von der Stadt Hettingen als Inhaberin des Gebäudes, von der Künstlerfamilie Wolf und vom extra gegründeten Förderverein mit Bürgermeisterin Dagmar Kuster als Vorsitzende ließ ein wahres Juwel entstehen, das ab dem Pfingstwochenende seine Türen für Besucher geöffnet hat.
Das marode und unansehliche Gebäude aus dem Jahr 1790 an exponierter Lage, direkt an der Inneringer Ortsdurchfahrt in der Sigmaringer Straße gelegen, sollte weg. Der Abriss und der Wiederaufbau des Giebels der anderen Haushälfte, wo die Feuerwehr beherbergt ist, wäre mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden gewesen. Ideengeberin für den Umbau war die Künstlerin Ilse Wolf, die den Wert des geschichtsträchtigen Gebäudes mit seinen hohen Räumen und den besonderen Dielenböden erkannte. So kam es, dass die Sanierung zu 75 Prozent mit Zuschüssen aus der Leader Förderkulisse bezahlt wurde und eine großzügige Spende der Firma Trumpf die Kosten weiter minimierte.
Die ganze Familie Wolf verbrachte die letzten zwei Jahre damit, tagtäglich auf der Baustelle zu verbringen. Ilse Wolfs Tochter Katja Morrison zeichnete im fernen Neuseeland in zweijähriger akribischer Kleinstarbeit die Tapeten für jedes einzelne Zimmer des Hauses, welches sie zuvor milimetergenau ausgemessen hatte. Eine Herausforderung sei das gewesen, da die Wände schief und krumm seien, aber genau deshalb diesen besonderen Charme ausstrahlen.
Die Museumsbesucher erwarten nun die prachtvollen, handgefertigten Gewänder aus der Gotik, der Rennaissance, dem Tudor, dem Rokoko und dem Barock. 150 Figuren, die den Modereigen durch fünf Jahrhunderte darstellen, ein Stoffkabinett, der Augsburger Geschlechtertanz und das fantastische Empirezimmer, das den kompletten Stammbaum von Napoleon Bonaparte auf bemalten Eiern darstellt, sind zu sehen.
Ein Original Bleistift Napoleons und ein Replikat der Totenmaske und viele weitere Unikate und Besonderheiten sind ausgestellt, und das alles im besonderen Ambiente der Murals und der gezeichneten Tapeten.
Das Museum ist in den Monaten März bis November jeweils am Wochenende, Samstag und Sonntag, von 13.30 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Führungen von Gruppen (bis max. 15 Personen) sind nach Absprache auch zu anderen Terminen möglich. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der StadtHettingen.
Bei der Neugestaltung des Umgebungsbereichs brachte sich der Inneringer Obst- und Gartenbau und Landschaftspflegeverein ein. Insgesamt wurden rund 600 verschiedene Stauden, darunter Rosen, Lavendel, Salbei, Polsterglockenblumen und Polsterflox eingegraben. Des Weiteren 220 zwergwüchsige Thujakugeln, verschiedene Gräser mit unterschiedlicher Wuchshöhe, mehrere Eibenkugeln und Eibenkegel.