Gefüllt, aber nicht überfüllt war die Hettinger Laucherttalhalle bei der offiziellen Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl – wie die Bewerberbank eben auch: Mit Daniel Eiffler aus Sigmaringendorf hatte nur ein Bewerber seine Unterlagen rechtzeitig und vollständig abgegeben. Auch ohne Konkurrenz auf dem Podium konnte er aber durchaus überzeugen.
Im November hatte Dagmar Kuster angekündigt, ihr Amt im April abzugeben, kurz vor dem Jahreswechsel wurde die Stelle ausgeschrieben und im Januar hatte Daniel Eiffler seinen Hut in den Ring geworfen. Anschließend blieb es ziemlich ruhig an der Bewerberfront!
Erst am letzten Tag kam noch etwas hecktische Bewegung auf, als der 65jährige Reinhard Riesch aus Stuttgart seine Bewerbung ins Rathaus brachte. Allerdings fehlten einige der zehn Unterstützungsunterschriften wahlberechtigter Bürgerinnen und Bürger, die seit der jüngsten Änderung des Kommunalwahlrechts auch in kleineren Gemeinden notwendig sind. Somit konnte der Gemeindewahlausschuss die Bewerbung des Stuttgartes nicht zulassen.
Im Stuttgarter Westen ist Riesch kein Unbekannter, die Stuttgarter Zeitung schrieb mal über ihn: „Er ist nicht nur Obst- und Gemüsehändler. Er ist Zuhörer, Kümmerer, Seelsorger und auch ein bisschen die Infozentrale des Viertels. Er kennt irgendwie jeden und weiß immer eine Geschichte zu erzählen“. Über Rieschs kommunalpolitische Vergangenheit wurde im selben Artikel berichtet: „Riesch war mal Schultes in der Porsche-Kommune Weissach. Gut getan hat ihm der Job aber nicht. Es habe ihn krank gemacht, erzählt er. Die kommunale Immobilienpolitik, all die Mauscheleien, haben ihm zu schaffen gemacht. „Ich glaub, ich hab mich zuviel um die vielen kleinen Sachen gekümmert“, glaubt er im Nachhinein. „Öffentliche Menschen müssen sich abgrenzen können.“ Nach nur einem Jahr hat er hingeworfen“.
Nun scheint er seine Meinung geändert zu haben, in einer halbseitigen Anzeige im Amtsblatt der Stadt wendet er sich an die „verehrten Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hettingen“ mit dem Hinweis, dass seine Bewerbung „wegen eines Formfehlers“ zurückgewiesen wurde:
In zwei Informationsveranstaltungen möchte er die Wahlberechtigten überzeugen, seinen Namen in das leere Feld auf dem Stimmzettel zu schreiben.
Grundsätzlich ist das ein zulässiger Weg, um ins Bürgermeisteramt zu kommen, und auch in der Region noch nicht einmal so abwegig: Bei der vorletzten OB-Wahl in Albstadt wurde Klaus Konzelmann im ersten Wahlgang gegen den Stelleninhaber so oft auf den Stimmzettel geschrieben, dass er im zweiten Wahlgang dann auch antrat – und gewann.
Ob es dazu in der Stadt Hettingen auch kommt, ist spannend, schließlich wußte der zugelassene Bewerber Daniel Eiffler bei seinen bisherigen Terminen unnd Veranstaltungen ebenso zu überzeugen wie bei der Kandidatenvorstellung selbst.
Amtsinhaberin Dagmar Kuster – nach eigenen Angaben nervöser, als bei der eigenen Vorstellung – begrüßte die Interessierten sowie den Kandidaten und erläuterte die Modalitäten. Anschließend hatte Daniel Eiffler 20 Minuten Zeit, um die Wahlberechtigten von sich zu überzeugen.
Um es kurz zu machen: Dies ist ihm ganz passabel gelungen! Eiffler machte keinen Hehl daraus, dass er als Quereinsteiger noch viel lernen muss – konnte aber auch berichten, dass er damit schon begonnen habe. Das Thema Wohnsitz – der Kandidat möchte auch im Falle der Wahl mit seiner Familie in Sigmaringendorf wohnen bleiben – sorgte auch für wenig Aufregung, schließlich wohnten auch die beiden Amtsvorgänger nicht in der Gemeinde.
Formuliert hat der frühere Zeitsoldat auch einige Ziele: Er, der selbst viel im Ehrenamt unterwegs ist, möchte die Vereine ebenso unterstützen wie die Familien, Senioren und die Feuerwehr. Hettingen ist ein Gewerbeschwerpunkt in der Region, deshalb sieht er auch in der Wirtschaftsförderung einen wichtigen Bereich. Auffällig und nicht unclever: Er vermied es, tiefer auf das derzeit heiße Eisen Windkraft einzugehen – verständlich, schließlich lässt sich dieses auch nicht in einer kurz bemessenen Redezeit angemessen beleuchten.
Nur eine Frage zum Thema KInderbetreuung gab es in der nach der Rede angebotenen Fragerunde, insgesamt schienen die Teilnehmer an der Veranstaltung mit dem Gehörten zufrieden zu sein.
Zwar gibt es nur einen Bewerber auf dem Stimmzettel, angesichts der Aktivitäten des „informellen“ Bewerbers bleibt der Wahltag aber ein wichtiger Termin. In der Vergangenheit sind die Hettinger wie auch die Inneringer immer vergleichsweise fleißig zum Wählen gegangen. Nachdem es sich um die Neuwahl des Gemeindeoberhaupts handelt, sollten sich alle den Termin am 24. März vormerken!