Die Schwäbische Zeitung hat Jennifer Kopp aus Reutlingendorf portraitiert, im hiesigen Maibaum-Shop für ihren Freund einen Baum gekauft hat.
In der Nacht zum 1. Mai folgen viele junge Männer einer langjährigen Tradition: Sie überraschen ihre Freundin mit einem Maibaum. Doch in Schaltjahren geht’s auch umgekehrt. Da ist es üblich, dass auch Mädchen dem Freund einen Liebesbeweis erbringen. Die 22-jährige Jennifer Kopp ist solch eine Frau. Sie hat sich rechtzeitig im Inneringer Maibaum-Shop einen passenden Baum besorgt.
Jenny hat von ihrem Freund Martin Fischer bereits zwei Maibäume bekommen. „Der dritte würde die Verlobung bedeuten“, erzählt sie bei ihrem Besuch in Inneringen. Doch soweit sei man noch nicht, sagt sie lachend. So sind Jenny und ihre fünf Freundinnen bei einer Party auf die Idee gekommen, diesmal den 25-jährigen Martin zu überraschen. Im Internet hat sie sich dann erkundigt und ist auf das Angebot in Inneringen aufmerksam geworden. Hier bieten Waldbesitzer unterschiedliche Bäume an, die als „Maien“ gestellt werden können. Mit ihrem Angebot wollen sie die Verliebten dabei unterstützen, nicht zu Dieben zu werden. Diese müssen den Baum nicht aus einem fremden Wald entwenden, sondern können ihn schon entsprechend aufbereitet einfach kaufen.
Jenny hat Helfer
Mit ihrer Freundin Romy Hänle (18) sowie mit ihrer Mutter und deren Partner ist Jenny dann nach Inneringen gekommen, um den Baum abzuholen. Sie wohnen in dem 300-Einwohner-Ort Reutlingendorf, das ein Teilort von Obermarchtal ist. Bei Schneetreiben wurde der Baum auf einem Anhänger gut verankert, um ihn sicher transportieren zu können. Im Gespräch mit der SZ sagte Jenny, dass sie 25 Euro für ihn bezahlt habe. „Das ist okay“, meint sie, denn der Baum sei bereits entrindet. In Reutlingendorf hätte sie einen unbearbeiteten Baum für 18 Euro kaufen können.
Doch das wäre nicht zuletzt auch auffälliger gewesen. Denn schließlich soll Martin ja nichts ahnen von dem Vorhaben der Mädels. Zunächst galt es, den Inneringer Baum so nach Reutlingendorf zu bringen, dass keiner etwas mitbekommt. Dann wurde er in der Scheune von Romys Eltern deponiert. Sie ist Jennys Nachbarin. Dass dies nun in der Zeitung steht, sollte kein Problem sein, denn die Sigmaringer Ausgabe der SZ wird in Reutlingendorf nicht gelesen. Und ins Internet kommt der Text erst nach dem 1. Mai.
Spannend wird es dann in der Nacht zum 1. Mai. Jenny und ihre Freundinnen werden sich mit dem Baum und einem schön geschmückten Kranz in Martins Garten schleichen. Hier graben sie ein Loch, stellen den Baum auf und schmücken ihn. So der Plan. Dann muss der „Maien“ die restliche Nacht über bewacht werden. Das wollen die jungen Frauen dann ebenfalls übernehmen. „Nebenbuhlerinnen könnten ihn vielleicht fällen“, scherzt Mutter Angelika.
Als Dankeschön wird Martin Jenny dann zum Maienessen einladen. „Das ist so üblich“, sagte sie. Ihren Martin kennt sie seit ihrer Kindheit, und sie ist sich sicher, dass er sich nicht lumpen lässt. Gefunkt hat es bei einer Landjugendparty vor vier Jahren. Seither sind die Bürokauffrau und der baldige Kunststoffformgeber ein Paar. Und was dann, wenn Martin ihr ebenfalls einen „Maien“ steckt? „Ihr könntet euch doch eigentlich verloben“, schlug Freundin Romy vor. Doch Jenny wich aus: „Dafür habe ich kein Geld“, sagte sie lachend.
Quelle: Schwäbische Zeitung