Heute wurde der älteste Bürger von Inneringen zur letzten Ruhestätte getragen. Einen Tag vor seinem 96. Geburtstag verstarb Hermann Steinhart, der zuletzt im Sigmaringer Josefinenstift lebte.
Geboren im Jahr 1920 wuchs Steinhart zusammen mit einer Schwester in Inneringen auf. Seine Jugend endete jäh im Jahr 1939, als er zum Wehrdienst in den Krieg ziehen musste und nur knapp dem Tod entkam, als ein Geschoss seine Lunge durchbohrte. Auch nach Kriegsende erlebte Hermann Steinhart schwere Zeiten, denn er wurde bis ins Jahr 1949 in russischer Gefangenschaft festgehalten. Dass er den Beruf als Schreiner erlernt habe, habe ihm das Leben während seiner Gefangenschaft gerettet, erzählte er immer wieder. Sein handwerkliches Geschick wurde erkannt, und er wurde zu Schreinerarbeiten an Kirchen und Klöstern oder sonstigen Liegenschaften eingesetzt. Viele seiner Mitgefangenen mussten schwere körperliche Arbeiten im Bergwerk oder in bitterer Kälte im Wald verrichten.
Feldkreuz beim Bergkäppele
Als er nach Hause zurückkehrte, begann er, seine selbstständige Schreinerei aufzubauen. Er heiratete seine Frau Irmgard 1952, die Familie wurde um fünf gesunde Kinder bereichert. Aus Dankbarkeit, den Krieg und die Gefangenschaft überlebt zu haben, errichtete er ein großes Feldkreuz beim Inneringer Bergkäppele. Als Inschrift wählte er: „Vor Pest, Hunger und Krieg möge Gott uns schützen.“ Für alle verstorbenen Kameraden aus Inneringen schreinerte er ein Gefallenenbild, das in der St. Martinskirche aufgehängt ist. Bis zum Schluss war der leidenschaftliche Sänger bei hellwachem Verstand und stimmte oft und gerne alte Lieder an.
Quelle: Schwäbische Zeitung