Die Inneringer Schäferei Hospach ist eine der ersten in Baden-Württemberg, die zertifizierte Herdenschutzhunde einsetzt. Ein Thema, das im Land derzeit kontrovers diskutiert wird.
Nicht erst seit Wölfe in der Region gesichtet wurden, sind Claudia und Gerd Hospach überzeugt: Mit den Hunden lässt sich die Herde besser beschützen.
Eine Ansicht, die auch die Landesregierung mittlerweile teilt. Sie setzt auf den Einsatz von Herdenschutzhunden, um Wölfe zu vertreiben. Am vergangenen Wochenende wurden bei einem Pilotprojekt erstmals auch in Baden-Württemberg Herdenschutzhunde zertifiziert. Mit dabei waren zwei Junghunde der Hospachs. Bei der Veranstaltung im Kreis Schwäbisch Hall wurden auch sie zertifiziert. Dabei mussten sie sich beispielsweise von einem fremden Prüfer ins Maul schauen lassen.
Während andere Schäfer den Einsatz der Hunde erst im Rahmen des Projektes testen, haben die Hospachs aus Inneringen schon seit einigen Jahren Erfahrung damit. Die beiden halten rund 300 Schafe. Jetzt, bei den winterlichen Temperaturen, stehen sie noch im geschützten Stall. Draußen auf der Weide aber sind den Hospachs bereits Schafe gestohlen worden. Auch Raben haben sich an den neugeborenen Lämmern mit ihren Schnäbeln zuschaffen gemacht und einige Jungtiere sogar totgepickt. „Das alles ist nicht mehr vorgekommen, seit wir die Hunde haben“, sagt Gerd Hospach zufrieden.
Auf den Pyrenäen-Berghund gekommen ist das Schäfer-Ehepaar bei einem Kollegen in Brandenburg. Damals wollten die beiden neue Schafe kaufen – und waren fasziniert von den Herdenschutzhunden des Kollegen. Als ein Jahr später Fremde ein Schaf direkt auf ihrer Weide schlachteten, stand für Claudia und Gerd Hospach fest: „Jetzt kaufen wir uns auch einen Herdenschutzhund.“
Die ganz frisch zertifizierte Anni zeigt auch beim Ortstermin im Stall, dass auf sie Verlass ist. Als die Hospachs mit dem Auto vorfahren, ist die Hündin mit dem hellen Fell sofort hellwach. Schützend stellt sie sich vor die Schafherde und bellt die fremden Reporterin an. Es ist ihre Herde. Seit ihrer Geburt ist die Hündin an das Zusammenleben mit den Schafen gewöhnt.
„Sie wurde direkt in der Herde geboren“, erklärt Gerd Hospach. Abgerichtet wie ein Haushund wird ein Herdenschutzhund nicht. „Er sollte mehr Bezug zu den Schafen haben als zum Menschen.“ Wenn die Hos-pachs und ihre Kinder im Stall sind, lassen sich die Hunde dennoch zutraulich kraulen. Trotz des schönen Fells sollte man aber nie vergessen, dass diese Tiere keine Schoßhunde sind, sagen die Schäfer. Wanderer sollten sie daher im Vorbeigehen nicht reizen. Probleme habe es mit ihren Hunden bislang aber noch nicht gegeben, sagen die Hospachs.
Der Kauf aber sei eine Entscheidung, die Schäfer gut abwägen sollten: „Es kostet Geld und viel Zeit.“ Um die 200 bis 300 Euro planen die Inneringer für Futter und sonstige Haltungskosten im Monat ein. Auch die Anschaffungskosten seien stark gestiegen. „Wir haben vor fünf Jahren etwa 1200 Euro für einen Welpen aus einer Brandenburgischen Zucht bezahlt.“ Seit auch in anderen Teilen Deutschlands vermehrt Wölfe gesichtet wurden, seien Nachfrage und Preis stark gestiegen. Bis zu 5000 Euro zahle man heute für einen ausgewachsenen Herdenschutzhund, sagt Claudia Hospach.
Diesen finanziellen und zeitlichen Mehraufwand lehnen viele Schäfer allerdings ab. Claudia und Gerd Hospach können verstehen, dass „die Hunde nicht für jeden das Richtige sind“. Von der Politik aber würden sie sich wünschen, dass die Haltung bezuschusst wird.
Quelle: Schwäbische Zeitung