Gässlestour als gelebte Heimatkunde

In kleinen und großen Gruppen erkundeten Einheimische und Gäste das Inneringer Gässlesnetz

Wie die Idee zum Museumsverein selbst, entstand auch die Idee zur ersten Inneringer Gässlestour beim gemütlichen Zusammensitzen. Die „Gässla“ sind eine örtliche Besonderheit, über die sogar der Südwestrundfunk schon im TV berichtet hat, aber haben des alle Inneringer entsprechend auf dem Schirm?

Das Inneringer Straßennetz orientiert sich an zwei Ringen mit großen Grünflächen im Zentrum – im Oberdorf der Wiesenbrühl und im Unterdorf der Große Brühl. Entsprechend weit sind die Wege, wenn man auf den Straßen vom einen Dorfende zum anderen kommen möchte. Dies war in der landwirtschaftlich geprägten Vergangenheit ein echtes Problem, die Wege zur Feldbewirtschaftung waren entsprechend lang. Dies führte zu den “Gässla“, ausgemarkten Fußwegen quer durch die Brühle. Kurioserweise lagen auch alle acht Wirtschaften, die es einmal gab, an solchen Gassen. Man konnte sie also besuchen, ohne sich groß auf der Straße zeigen zu müssen. Und letztlich waren die „Gässla“ früher auch Spielplatz und Treffpunkt für die Kinder und Jugendlichen: Hier wurde mit Opas Fahrrad herumgekurvt und in der Abenddämmerung auch geküsst.

Grund genug für den jungen Museumsverein, diese Facette der Ortshistorie mit einer Tour durch alle Gassen zu beleuchten! Joachim Metzger vom Vorstandsteam sowie Ulrich Teufel und Martin Blatter schafften es, mit einer ortskundlichen Schnitzeljagd weit über 150 Teilnehmer zur Gässlestour zu motivieren. Zuvor hatten viele fleißige Helfer und nicht selten auch die Anlieger die Gässla gemäht und ausgeschildert.

Nachdem für einen richtigen Älbler alles als gutes Wetter durchgeht, was nichts mit strömendem Regen zu tun hat, schreckten auch einstellige Temperaturen und feuchte Luft vor allem Familien mit Kindern nicht ab. Ein Paar aus Stuttgart, das eigentlich das Gewandhausmuseum besuchen wollte, nahm spontan auch an der Gässlestour teil. Streckenposten halfen bei der Orientierung und vielleicht auch bei den Fragen, schließlich wusste nicht jeder, wie viele Glocken im Inneringer Kirchturm klingen.

Die Resonanz war einhellig: Nicht nur Neu-Inneringer, sondern auch jüngere Alteingesessene waren überrascht, wo überall Fußwege kurze Verbindungen ermöglichen, bei vielen wurden auch Kindheitserinnerungen geweckt. Nina Hainzl, seit einigen Jahren im Dullenberg wohnend und als Försterin in der Waldpädagogik tätig, war begeistert von der Vielfalt der Gassen.

Zum Abschluss mit Imbiss traf man sich dann schließlich im Museum und im freundlicherweise von der Stadt zur Verfügung gestellten Mehrzweckraum. Die Kinder erhielten eine Medaille, die Erwachsenen eine Urkunde – im Mittelpunkt stand aber ein spannendes Gemeinschaftserlebnis und – da waren sich alle einig – gelebte Heimatkunde.

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