Eine Künstlerin gehört zu den neuen Nutzern der Alten Schule: Sibylle Ritter stellt dort einen Brennofen auf, außerdem gibt es einen Werkraum für Kurse.
Schafe haben die Stuttgarter Künstlerin Sibylle Ritter auf die Schwäbische Alb geführt, ein professioneller Brennofen ist für sie ein weiterer Grund, dem Leben auf dem Land treu zu bleiben. Die Stadt Hettingen ermöglichte ihr nun die Aufstellung eines eigenen Ofens in der ehemaligen Schule, gleich gegenüber ihrer heimischen Werkstätte. Die Stadt stellt der Künstlerin in dem Gebäude, in dem auch das Bürgerbüro und ein Sitzungsraum untergebracht sind, auch einen Werkraum für ihren Unterricht zur Verfügung. Am letzten Sonntag im Februar wird das umgebaute ehemalige Schulgebäude in Inneringen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Talente wurden Sibylle Ritter viele mitgegeben. Einfach war die Berufswahl für sie deshalb nicht: „Ich hätte mir Biologie, Englisch, Germanistik oder auch Architektur vorstellen können und habe mich dann für das Studium der Keramik entschieden.“ Hier kann sie diese Vielseitigkeit umsetzen: „Keramik ist eine Sprache, die ich nach außen tragen kann.“ 2003 hat sich Ritter mit ihrer Ausstellung „Einblick, Ausblick“ in Hettingen vorgestellt: Die ehemalige Zehntscheuer sollte zu einem Narrenmuseum umgebaut werden. Vorher lenkte die Künstlerin den Blick auf Mauern mit Löchern, die über die Kunst „Durchblicke“ erlauben.
Dauerausstellung im Schloss
Diese Spur verfolgte sie weiter. Bis heute sind ihre „Architekturen in Ton“ in einer Dauerausstellung im Hettinger Schloss zu sehen: „In der Keramik bin ich diesen Weg gegangen und habe ein Anliegen mit diesen architektonischen Formen.“ Inzwischen kombiniert sie Glas mit Keramik. Die Stoffe sind verwandt und ergänzen sich: „Die Reflexion und Transparenz von Glas löst das Schwere auf, es wird an dieser Stelle poetischer.“ Die Erdverbundenheit der Architektur begegne der Leichtigkeit und Durchlässigkeit von Glas: „Dann entsteht für mich ein Glücksgefühl in der Betrachtung.“
Auf diese Körper im Raum „antworten“ Menschen positiv oder negativ. Ihre Kunst braucht hierzu den öffentlichen Raum, die Begegnung. Die passionierte Keramikerin hat zusätzlich angefangen, mit Porzellan zu arbeiten: „Ich bin gerade sehr angeregt und schöpferisch.“ Heute ist sie froh, dass sie den Weg der Künstlerin gegangen ist: „Ich habe die Lebensmitte überschritten, habe mit vielem abgeschlossen und finde es super, dass ich Sachen machen kann, die keiner bestellt hat und keiner braucht.“
Die Politik im Blick
Dass sie mit ihrer Arbeit dennoch die Gesellschaft und Politik im Blick hat, zeigt ihr begonnenes Projekt: Unterschiedlichste Trinkbecher verweisen auf den Menschen und „eine sehr freundliche richtige Art, seine Zeit zu verbringen“. In der alten Schule in Inneringen, einer Dependance mit Bürgerbüro des Hettinger Rathauses, bietet Sibylle Ritter Kurse für Kinder und Erwachsene an. Zwei Tage pro Woche unterrichtet sie auch in Stuttgart. Zahlreiche Ausstellungen wie „Geschichten um eine Frau und einen Baum“ (auf dem 50-Pfennig-Stück), machten sie weit über die Region hinaus bekannt.
Das Hin und Her zwischen Stadt und Land ist nicht einfach. In ihrer in Stuttgart gezeigten Ausstellung „Geheimnisse der Schwäbischen Alb“ schuf sie ihrer Wahlheimat ein Denkmal. Schafe und ihre Wolle spielen dabei eine wichtige Rolle. Ein weiterer Grund, hier zu bleiben, ist nun der Lang-Lebe-Ofen, der auch für Porzellan geeignet ist: „Ich habe mir selbst mit diesem Profi-Ofen einen großen Wunsch erfüllt.“
Einweihungsfeier mit Tag der offenen Tür: Alte Schule in Inneringen, Schulstraße 2, 28.02.2016 um 14 Uhr. Nähere Infos zum Workshop "ProTon" und zu Sibylle Ritter: www.sibylle-ritter.de.
Quelle: Schwäbische Zeitung