Alle Gemeinden des Laucherttals haben in den vergangenen Jahren Einwohner verloren. Die einen mehr, die anderen etwas weniger. Besonders dramatisch ist das jedoch in Hettingen zu beobachten.
Quelle: Schwäbische Zeitung
Die SZ beschäftigt sich in einer Artikelserie mit dem demografischen Wandel im Laucherttal.
Zahlenmäßig hat Gammertingen die meisten Einwohner eingebüßt. Zwischen den Jahren 2002 und 2015 waren es knapp 700 Personen, und zwar sanken die Einwohnerzahlen in diesem Zeitraum von 6925 auf 6226. Doch prozentual betrachtet ist Hettingen deutlich schlechter dran. In Gammertingen macht der Verlust knapp zehn Prozent aus, in der Gesamtgemeinde Hettingen sind es 14,8 Prozent. Aber nicht genug damit: In Hettingen selbst, ohne den Teilort Inneringen, wird gleich ein Minus von knapp 20 Prozent verzeichnet. Das kleine Städtchen im engen Laucherttal hatte im Jahr 1996 noch 1049 Einwohner zu verzeichnen, heute sind es gerade mal 847 Einwohner. Auch die Gesamtgemeinde zählte im Jahr 1996 mit 2110 Einwohnern ihren höchsten Stand. Währenddessen verlor Inneringen „nur“ etwa 9,4 Prozent.
Den Bevölkerungsschwund in Hettingen beobachten die Verantwortlichen mit Sorge. Doch mit dem Benennen der eigentlichen Gründe tun sie sich schwer. In der Bevölkerung besteht die Ansicht, dass es in Hettingen an attraktiven Bauplätzen fehlt. Zwar gibt es auf der Anhöhe zwischen Hettingen und Inneringen ein Gewerbe- und ein Wohngebiet. Doch es ist abgelegen und de facto eine eigene Siedlung ohne Verbindung zum Ort. Eine Hettingerin sagt: „Wer will denn schon da bauen? Da kann ich ja gleich nach Inneringen ziehen.“
Die Stadtverwaltung hat das Problem erkannt. Kämmerer Werner Leipert sagt, dass die meisten der etwa zehn bis 15 Bauplätze für den Kernort in der Tat im Wohngebiet Langensteig auf der Anhöhe liegen. Doch es gebe auch in der Steillage von Hettingen noch ein, zwei Plätze. Leipert hofft, dass das Denkmalamt das Bauernhaus in der Straße Im Winkel zum Abriss freigibt. „Hier können wir mitten in der Ortslage fünf bis sechs Bauplätze einrichten“, sagt er. Ob das aber die Wende bringt, ist ungewiss.
Zu- und Wegzüge bei den Jüngeren gleichen sich aus
Hettingen verfügt mit der Firma Trumpf zwar über viele Arbeitsplätze. Doch die werden hauptsächlich von auswärtigen Arbeitnehmern belegt. Hettingen hat etwa 700 Einpendler. Viele Hettinger gehen auswärts einer Arbeit nach. Es gibt rund 500 Auspendler. Etwas ratlos ist auch Kämmerer Marco Pudimat. Er sagt: „Die Zu- und Wegzüge in der Altersgruppe 21 bis 30 Jahre gleichen sich aus, sodass nicht gesagt werden kann, dass mehr junge Menschen aus Hettingen weg- als nach Hettingen hinziehen.“
In einer glücklicheren Lage sehen sich die Bürgermeister von Veringenstadt und Neufra. Ihre Orte erscheinen den Bürgern offenbar attraktiv. Beide haben in den vergangenen Jahren ebenfalls Einwohner verloren, doch in diesen Kommunen gestalten sich die Verluste deutlich weniger dramatisch. In Veringenstadt gab es im Jahr 2008 einen Höchststand mit 2257 Einwohnern. Derzeit liegt die Stadt bei 2121 Einwohnern. Das sind 136 weniger, was ein Rückgang von etwa sechs Prozent bedeutet. In Neufra wurde 2004 mit 1936 Einwohnern ein absolutes Hoch verzeichnet. Die neuesten Zahlen liegen bei 1880. Das bedeutet einen Verlust von 4,6 Prozent.
Sowohl Veringenstadt als auch Neufra verfügen über Neubaugebiete in guter Lage. Der Veringer Bürgermeister Armin Christ sagt, dass die Stadt im vergangenen Jahr sieben Bauplätze verkauft habe. Fünf davon seien an Auswärtige vergeben worden, wie beispielsweise aus Sigmaringen, Gammertingen oder Ostrach. „Eine Familie hat sich nach einem Besuch auf unserer Homapage entschieden, bei uns einen Bauplatz zu erwerben“, sagt Christ. Die Leute würden die tolle Grundversorgung schätzen, die Veringenstadt zu bieten habe.
Der Neufraer Bürgermeister Reinhard Traub ist der Ansicht, dass man von einem Bevölkerungsschwund in seiner Kommune eigentlich gar nicht reden könne. Die Zahlen würden so zwischen 1850 und 1900 schwanken. Neufra werde als attraktiver Wohnort empfunden. „Rund 70 Prozent der zuziehenden Personen kommen, weil sie bei uns wohnen wollen, denn sie haben ihren Arbeitsplatz auswärts“, so Traub.