Die Nachbarschaftshilfe in Hettingen und Inneringen kommt ins verflixte siebte Jahr. Trotzdem gibt es noch keine Müdigkeitserscheinungen bei den Helfern. Was sich die Verantwortlichen jedoch dringend wünschen, sind weitere Ehrenamtliche, die bereit sind, bei älteren Menschen mal den Rasen zu mähen.
„Die Gartenarbeiten sind ein bisschen Stiefkind beim Netzwerk Nachbarschaftshilfe“, sagt Helga Gerbracht aus Inneringen. Manchmal würden sich junge Leute bereiterklären, in die Bresche zu springen. Doch das sei auch immer nur vorübergehend. Die Bereitschaft sei einfach nicht groß genug. Jetzt hoffen sie und ihr Ehemann Wilhelm Gerbracht, dass sich vielleicht ein rüstiger Rentner findet, der solche Arbeiten übernehmen könnte.
Die Nachbarschaftshilfe in Hettingen und Inneringen wurde in der Amtszeit von Bürgermeister Uwe Bühler im Jahr 2010 ins Leben gerufen. „Die Verwaltung hat eine großangelegte Umfrage unter den Bürgern über 55 gestartet“, erinnert sich Wilhelm Gerbracht. Er war damals neu ins Amt eines Gemeinderats gewählt worden. Das Ergebnis der Umfrage sei eindeutig gewesen: Etwa 70 Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie am liebsten zu Hause wohnen möchten, solange dies möglich sei. „Dann haben wir uns gesagt, dabei wollen wir die Leute unterstützen“, so Gerbracht.
In Inneringen hat er das Ganze in die Hand genommen. „Inzwischen haben wir eine lange Liste von freiwilligen Helfern“, betont er. Nur eben fürs Rasenmähen und Schneeschippen fehlten die Leute. Bewusst habe man auch darauf verzichtet, einen Verein zu gründen. „Wenn Hilfe gebraucht wird, machen wir das einfach und unbürokratisch“, betont er. Außer Helga und Wilhelm Gerbracht ist in Inneringen auch Erika Kallweit Ansprechpartnerin. In Hettingen sind dies Johann Knaus, Karl Steinle und Rosi Knaus. Sie haben sich die Aufgaben beziehungsweise Angebote der Nachbarschaftshilfe aufgeteilt. Im Amtsblatt wird regelmäßig darauf hingewiesen.
Am meisten in Anspruch genommen werden Fahrten zu Ärzten und zum Einkaufen. „Dabei richten wir uns ganz nach den Bedürfnissen der Kranken“, erzählt Erika Kallweit. Die Fahrten gehen meist zum Hausarzt nach Bingen oder Gammertingen, aber auch zu Fachärzten in Sigmaringen oder anderen Städten. Sogar in Tübingen sei man schon gewesen. Meist bleibt der Fahrer in der Praxis und wartet, bis der Patient vom Arzt untersucht wurde. Manchmal lässt sich solch eine Fahrt auch mit anderen Erledigungen kombinieren, zum Beispiel Einkaufen mit einem anderen alten Menschen, bis der Kranke versorgt ist.
Bei solchen Fahrten haben beide Seiten immer wieder besondere Erlebnisse. So ist Helga Gerbracht regelmäßig mit einer Frau beim Einkaufen gewesen. Jede Woche sei man gemeinsam mal in den Supermarkt gefahren, erzählte sie. „Dann haben wir an einem Tag einen richtigen Großeinkauf gemacht“, so Gerbracht. Zwei Tage später sei die Frau unerwartet gestorben. Oft begleiten die Helfer von der Nachbarschaftshilfe die alten Menschen bis zum Tod. „Dann rücken andere Alte nach, die Hilfe brauchen“, stellen Helga und Wilhelm Gerbracht fest. „Wir helfen gern, denn wir hoffen, dass auch uns jemand hilft, wenn wir alt sind“, sagt er.
Die Nachbarschaftshilfe Hettingen und Inneringen bietet auch Hilfe bei Behördengängen an, macht Krankenbesuche oder unternimmt etwas Unterhaltsames mit den älteren Menschen. Als Dankeschön gibt es von Bürgermeisterin Dagmar Kuster einmal im Jahr in feierlichem Rahmen ein dickes Lob. Ansonsten ist die Arbeit ehrenamtlich. Lediglich die Spritkosten bezahlen die Senioren.
Quelle: Schwäbische Zeitung