Regierungspräsident Klaus Tappeser hat einen Rundgang dazu genutzt, sich die Stadt Hettingen und den Stadtteil Inneringen anzusehen.
Bürgermeisterin Dagmar Kuster stellte dabei nicht nur einige Besonderheiten ihrer Kommune vor, sondern gab Tappeser auch einige kleinere Anregungen und Wünsche mit auf die Heimfahrt nach Tübingen. Vor allem aber bei einem Anliegen warb die Bürgermeisterin um Unterstützung: Damit im Quartier „Im Winkel“ eine neue Pflegeeinrichtung entstehen könnte, müsste ein altes Gebäude abgerissen werden – doch das steht unter Denkmalschutz.
Wie Dagmar Kuster berichtete, hat die Stadt das leer stehende, ehemalige Bauernhaus bereits vor 20 Jahren gekauft. Eine erste Idee sah vor, das Gebäude zu sanieren und darin neuen Wohnraum zu schaffen. Wegen des Denkmalschutzes hätte die Deckenhöhe allerdings maximal 1,90 Meter betragen. „Und damit wäre die Immobilie kaum vermittelbar gewesen“, sagte die Bürgermeisterin.
Inzwischen verfolgt Dagmar Kuster eine neue Idee: Der Standort im Zentrum von Hettingen würde sich aus ihrer Sicht ideal für eine neue Pflegeeinrichtung für Senioren eignen. Sogar einen Investor hat die Bürgermeisterin bereits an der Hand. Die Benevit Holding aus Mössingen würde in das Projekt rund sechs Millionen Euro investieren. Dafür müsste das denkmalgeschützte Haus aber abgerissen werden.
Tappeser ist zuversichtlich
Um von diesem Plan auch das Denkmalamt zu überzeugen, setzt Dagmar Kuster auf die Unterstützung von Klaus Tappeser. „Wir werden eine Lösung finden“, sagte dieser bei seinem Besuch am Dienstag. Wie diese aussehen könnte, wollte er allerdings lieber unter vier bis acht Augen besprechen – und nicht vor der versammelten Öffentlichkeit aus Gemeinderäten, Vereinsvorsitzenden und interessierten Bürgern, die ihn auf seiner Tour durch die Stadt ebenso begleiteten wie Landrätin Stefanie Bürkle und die Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden. „Ich hoffe auf eine Entscheidung des Denkmalamts bis Ende dieses Jahres“, sagte Dagmar Kuster.
Nach der Begrüßung und einer Vorstellung ihrer Stadt in der Alten Schule in Inneringen hatte die Bürgermeisterin den Regierungspräsidenten zunächst in die Albhalle geführt. Dort liegt die im vergangenen Jahr begonnene Sanierung in den letzten Zügen. Die Einweihung ist für Freitag, 19. Oktober, geplant.
Anschließend ging es weiter ins Gewandhaus, das Klaus Tappeser wahrlich staunen ließ. Wilhelm Gerbracht, Vorstandsmitglied des Fördervereins des Museums, führte ihn durch die Räume. „Jedes Kostüm ist ein Unikat“, sagte Gerbracht, der damit die beeindruckende Arbeit von Künstlerin Ilse Wolf würdigte. So werden allein im Raum „Mode-Reigen“ 500 Jahre Modegeschichte präsentiert: Umgearbeitete Barbie-Puppen tragen atemberaubende, handgefertigte Kleider von der Gotik bis zur Jahrhundertwende. „Ich bin begeistert!“, schrieb Klaus Tappeser nach seinem Besuch ins Gästebuch des Museums.
Nach einem Zwischenstopp im Gasthof Adler ging es weiter zur Firma Wessner Engineering in Hettingen. Geschäftsführer Michael Wessner demonstrierte, wie sein Unternehmen Bauteile mit Lasertechnologie produziert – beispielsweise für Automobilzulieferer oder Maschinenbaufirmen.
Anschließend stellte Dr. Christoph Locher das neue Ärztehaus an der Inneringer Straße vor, in dem sich neben ihm auch Johannes Bader und Dr. Patrizia Schuchter niedergelassen haben. Locher unterstrich, dass die Wahl für das Projekt nicht zufällig auf Hettingen gefallen sei. „Wir haben uns genau angeguckt, wo ein solches Ärztehaus sinnvoll ist“, sagte er. Und nicht nur, dass sich die Ärzte in der „Villa zu Hettingen“ – wie sie das Haus inzwischen nennen – wohlfühlen: Mit Neurologin Dr. Nadine Bangert stößt im Januar auch noch eine neue Fachärztin zum Team hinzu.
Nach einem Besuch des Quartiers „Im Winkel“ fassten Klaus Tappeser und Dagmar Kuster ihre Eindrücke des Vormittags bei einem Stehempfang im Kommunalen Bildungszentrum zusammen. Tappeser attestierte Hettingen eine kluge Stadtregierung, engagierte Bürger und innovative Unternehmen. „Wir wollen keine abgehängten, sondern prosperierende Gegenden – Hettingen zeigt, wie’s geht“, sagte der Regierungspräsident. Bevor er sich noch ins Buch der Stadt eintrug, dankte ihm die Bürgermeisterin für den Besuch und sein offenes Ohr.
Quelle: Schwäbische Zeitung