Über 100 Darsteller, und zwei mal vollbesetzte Ränge bei den Aufführungen – auch der zweite Teil des Inneringer Historienspiels kann als Erfolg angesehen werden.
Viele Zuschauer haben die beiden Aufführungen eines Historienspiels zur Entstehungsgeschichte des Dorfes Inneringen verfolgt. Regisseurin Silvia Amann hatte mit knapp 100 Laiendarstellern und Helfern den zweiten Teil der historischen Trilogie von Erwin Zillenbiller einstudiert.
Bürgermeisterin Dagmar Kuster kündigte einen kulturellen Leckerbissen an, und die Gäste wurden nicht enttäuscht. Zur ersten Aufführung am Samstag wichen die Schauspieler aufgrund des extremen Unwetters in die Scheune von Simon Teufel aus, was dem Theaterabend einen weiteren bemerkenswerten historischen Akzent verlieh. Die Freilichtbühne hinter der Kirche konnte bei der zweiten Aufführung am Sonntag dann doch genutzt werden.
Die Geschichte um das Dorf Inneringen im frühen Mittelalter von 1200 bis 1600 wurde in drei Szenen dargestellt. Aufgelockert wurde die umfangreiche und sehr informative Geschichte durch die beiden Jugendlichen Lisa und Achim (Evelyn Madre und Julian Blatter), die sich fragten, wie das wohl früher so gewesen sei in Inneringen. Dabei bemühten sie ihr Smartphone. Diese jugendliche Konversation leitete jeweils in die Szenen ein, beginnend mit Ausführungen von den Chronisten Karin und Manfred Petrowsky.
Der Zuschauer war zu Gast in einem mittelalterlichen Familienleben auf dem Schultheißenhof und erfuhr neben Alltagsriten über die Dreifelderwirtschaft, die damals als Novum ausprobiert wurde. Das Weingänsli, genial gespielt von Barbara Teufel, hatte dank ihres Weins überall Zutritt und ihre neugierigen Ohren immer offen. Die zweite Szene beschrieb die Geschichte vom Marktflecken mit der Fruchtschranne und der Zunftlade.
Ein beeindruckender Festzug von knapp 80 Teilnehmern näherte sich dann dem Publikum und zog mit ausdrucksstarken Gewändern Richtung Bühne. Das war ein besonders imposantes Bild, Familien mit ihren Kleinstkindern beteiligten sich an dem festlichen Zug. Die Handwerker, Zünfte genannt, stellten sich vor.
Einen weiteren lehrreichen Einblick brachte die dritte Szene mit der Herrschaft und dem Dorfleben. Obervogt Petter, imposant dargestellt von Routinier Michael Kromer, wurde mit der Kutsche zum Geschehen gefahren.
Mädchen spielen Brautpaar
Eine ganz tolle Leistung zeigten die beiden zwölfjährigen jungen Damen Anja Traub und Emma Knaus als Brautpaar Felix und Verena. Sehr sicher und deutlich sprachen sie ihren nicht ganz einfach Text, wie alle anderen Akteure auch. Die damals üblichen Verhandlungen der Eltern bezüglich der Verheiratung mittels der Hochzeitsabrede und eines Ausstattungsvertrags sowie die Sitten und Bräuche, beispielsweise dass man an einem Dienstag oder Donnerstag bei zunehmendem Mond heiraten soll, lösten so manchen Lacher aus. Wenn der Bräutigam an der Hochzeit betrunken sei, habe er das restliche Leben Durst, wusste das Weingänsli.
Die kurzweilige Aufführung hielt die Zuschauer zwei Stunden lang gefesselt und hinterließ tiefe Eindrücke. Autor Zillenbiller lobte die Aufführung und die vielen Talente in der Bevölkerung und vor allem die hochqualifizierte Regieführung von Silvia Amann, die fast einhundert Menschen aller Altersklassen anleitete. Die Regisseurin verwies auf das ganze Team und die vielen Helfer. „Nur so konnte die Aufführung zum Erfolg werden“, sagte sie.
Quelle: Schwäbische Zeitung