Nachdem der letztjährige Inneringer Maibaum beim Wettbewerb der Schwäbischen Zeitung den ersten Platz belegte, streben die Jungs von der Bauwagen-Gemeinschaft die Titelverteidigung an. Eine Reporterin der „Schwäbischen“ besuchte die Jungs in ihrer „Werkstatt“.
Quelle: Schwäbische Zeitung
Es ist 16.30 Uhr. In einer Inneringer Scheune, die man vermutlich nur als Ortsansässiger findet, ist ein 18 Meter langer Nadelbaumstamm auf Strohballen aufgebockt. Es riecht nach Harz. Bei genauerem Hinsehen fällt auf: Es sind unzählige Sterne in die Rinde geschnitzt, das Ortswappen ist auch schon angezeichnet. Am 30. April wird er, der Maibaum, mit Zunftwappen und anderem Schmuck verschönert und auf dem Dorfplatz aufgestellt. Für die Gestaltung des Maibaumes ist die Jugend zuständig. Die Fähigkeiten dazu werden von einer Generation an die nächste vererbt.
Das Werkzeug haben die jungen Männer im Alter zwischen 16 und 25, die sich selbst „Bauwagengemeinschaft Inneringen“ nennen, selbst mitgebracht. Marco Metzger ist einer von ihnen. Über drei Wochen hinweg verbringt er seine Freizeit in der Scheune. Bis in die Nacht hinein, wenn es sein muss. Bier und Musik sorgen für gute Stimmung. „Ich finde es toll, hier mit Freunden zu arbeiten“, sagt der 23-jährige Kft-Mechatroniker.
Im vergangenen Jahr gewannen die Inneringer den SZ-Maibaumwettbewerb. Damals lag der Fokus auf einem filigran geschnitzten Stamm. „Die meisten Gemeinden machen die Rinde ganz ab“, sagt Metzger. Das sei zwar weniger aufwendig, sehe aber nicht so beeindruckend aus. Dieses Jahr wollen sich die Inneringer mit pompös geschmücktem Kranz und Wipfel gegen die Konkurrenz durchsetzen. Wie konkret das aussehen wird, ist noch geheim.
„Das Wichtigste ist saubere Arbeit“, sagt Marco Metzger. Das helle Holz, das unter der dunklen Rinde in Erscheinung tritt, verzeiht keine Fehler. Am 30. April wird der Maibaum im Ort mit sieben sogenannten Schwalben (Balkenpaare, die miteinander verbunden sind) aufgestellt. Dies ist sowohl die traditionellste, aber auch die schonendste Methode, um die Schnitzereien nicht zu beschädigen. „Ein Frontlader würde viel kaputt machen“, sagt Johannes Blum, der ebenfalls mithilft. „Und die Schwalben gehören dazu“, da sind sich die Jungs einig. Der Stamm sowie Reisig für Kranz und Wipfel sind eine Spende der Stadt Hettingen, mit den 400 Euro Preisgeld vom Vorjahres-Wettbewerb und den Einnahmen vom Maifest finanziert die Gruppe ihre Unkosten. Schon das Fällen sei eine heikle Sache, der Baum soll ganz bleiben und obendrein noch gerade, hoch und schön sein. Denn die Inneringer wollen wieder den ersten Preis. Doch die Konkurrenz schläft nicht. „Vor zwei Jahren hat jemand das Loch, in welches der Stamm des Maibaumes rein sollte, zubetoniert“, sagt einer aus der Gruppe. Der Beton war zum Glück noch nicht fest und konnte ausgehoben werden. Doch Streiche sind nicht die Regel, es geht um den Spaß. Manch einer arbeitet momentan gar an zwei Maibäumen – dem fürs Dorf und einem für die Liebste.