Windkraftgegner verteilen Flugblatt

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In letzter Zeit war es ziemlich ruhig geworden um die Gegner des geplanten Winparks östlich von Inneringen. Mit einem Flugblatt machen sie jetzt wieder auf sich aufmerksam.

Hier das Flugblatt zum nachlesen:

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„Gekämpft“ wird nicht nur gegen die hiesigen Windräder, sondern auch gegen die Anlagen bei Kettenacker und bei Veringenstadt. Insgesamt 15 Windräder werden es sein, und allesamt sollen von Inneringen aus sichtbar sein. Das mag für den Wasserturm sicherlich gelten, für den „normalen“ Aufenthaltsort der Inneringer muss dies zumindest kritisch hinterfragt werden.

Neu ist es, dass an der ganzen Misere eigentlich die Hettinger Schuld sind: Nachdem mehrere Inneringer Gemeinderäte wegen Befangenheit an der Beschlussfassung nicht mitwirken durften, haben logischerweise mehr Hettinger Gemeinderäte abgestimmt als Inneringer. Ob dies den Versuch rechtfertigt, hier einen Keil zwischen die beiden Stadtteile zu treiben, mag jeder selbst beurteilen.

Ein ganz neues Thema wird mit der Aussage aufgemacht, dass Windkraftanlagen Blitze anziehen. Nun ist das Grundprinzip der Argumentation nicht neu – dass ein hochliegender Leiter diesen Effekt haben kann, wusste schon Benjamin Franklin, als er Mitte des 18. Jahrhunderts den Blitzableiter erfand.

Weiter wird darauf hingewiesen, dass Inneringen wie alle Bereiche auf den Höhenlagen im Süden stärker von Blitzschlägen betroffen ist. Tatsächlich ist dies wohl aber eher im Bereich Schwarzwald gegeben als auf der Alb (Quelle: Wikipedia).

Die Aussage, dass die Blitzschlagshäufigkeit durch den Klimawandel zunehmen wird, wird allerdings zumindest in einer Veröffentlichung des Handelsblatts explizit verneint.

Der konstruierte Zusammenhang „Windkraftanlage – Blitz – Röntgenstrahlen – Krebs“ mutet dann aber doch abenteuerlich an. Ob Blitze für den Menschen gefährliche Röntgenstrahlen verursachen wird im Internet wenig diskutiert. In einem gefundenen Beitrag wird dies eher verneint, wer Spaß an Fachchinesisch bzw. Fachphysikalisch hat, kann sich das gerne mal durchlesen. Quintessenz: Es wird wohl schon so sein, dass hier Röntgen- oder Gammastrahlen entstehen, allerdings (wie im Flugballt richtigerweise angegeben) nur in unmittelbarer Nähe.

An der Tatsache, dass Blitze entstehen, ändern Windkraftanlagen allerdings nichts – dies geschieht deutlich weiter „oben“. Wenn Windkraftanlagen Blitze also tatsächlich „anziehen“, müsste das ja dazu führen, dass diese von den Ortslagen „abgezogen“ und damit in unkritisches Gelände umgeleitet werden – was sich wiederum hinsichtlich der insistierten Strahlenbelastung und der Blitzschlaggefahr als solcher nicht ungünstig anhört.

Den Gemeinden, in denen aktuell entsprechende Planungen laufen, wird vorgeworfen, diese Zusammenhänge bisher verschwiegen zu haben – Schlamperei oder Absicht wird hier unterstellt. Ungeachtet der Stichhaltigkeit der Argumentation – von den Windkraftgegnern wurde dies in der Vergangenheit auch nicht thematisiert – stecken diese am Ende etwa auch mit der Windkraftindustrie unter einer Decke?

Ein wenig überraschend kommt schließlich der Vergleich mit den bis Anfang der 1980er Jahre stationierten Mittelstreckenwaffen der U.S. Armee in Inneringen. Windenergieanlagen werden hinsichtlich ihres Strahlungsrisikos in einem Atemzug mit atomaren Mittelstreckenwaffen genannt. Man könnte zur Ansicht kommen, dass hier mit Atomraketen auf Windräder – oder eben mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird.

Arg verschwörungstheoretisch kommt letztlich auch der Vorwurf an den Landkreis daher, einen Gesundheitsbericht zur Häufigkeit von Leukämieerkrankungen nicht zu haben oder zu verschwiegen.

Jeder mag die dargestellten „Feststellungen“ lesen und gewichten wie er mag – wünschenswert wäre es allemal, hierfür auch konkrete Quellen zu benennen und nicht pauschal darauf hinweisen, dass man dies „im Internet“ nachlesen kann. Da kann man nämlich vieles nachlesen – und vielleicht hat sich ja auch der Postillion dieses Themas einmal angenommen…

 

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